Die Figur stand auf einem 12 Fuß hohen Bildstock. Am Ort der Muttergottesfigur rastete der Tagelöhner auf dem täglichen Weg zur Arbeit. Beseelt durch eine Vision entschied sich Eberhard dazu, ein Häuschen an der Stelle des Bildstocks zu bauen.
Die Grundherren der Gegend stellten ihm auf der Gemarkung des Dorfes Krames ein Stück Land für dieses Marienhäuschen zur Verfügung, auf dem Eberhard mit Hilfe der Einwohner das kleine Bauwerk („clausa") 1442 fertig stellte. Es war drei Schritte lang, zwei Schritte breit, drei Schritte hoch und hatte von allen Seiten ein pyramidig aufsteigendes Dach. In der Südseite befand sich ein Fenster, während die Nordseite geöffnet war. Nach dem Bau der Klause verkaufte Eberhard all seinen Besitz und erstand davon eine tragbare Glocke, einen eisernen Leuchter sowie ein Marienbild, welches dem ersten glich. Dieses stellte er vor das Fenster der Südseite, die Nordseite schloss er mit einem Eisengitter ab. Bald kamen die ersten Pilger und hinterließen nicht selten Opfergaben vor dem Marienbild. Nachdem diese oftmals gestohlen wurden, baute Eberhard sich eine Hütte neben das Marienhäuschen und lebte dort als Klausner.
"Wunder" im Marienhäuschen
Mit der Zeit erlangte der Ort eine gewisse Berühmtheit aufgrund der immer wieder auftretenden "Wunder". Die Entwicklung wurde dem Pfarrer von Piesport unangenehm, da er eine Beeinträchtigung seiner Kompetenz und eine Schmälerung seiner Einkünfte fürchtete. Deshalb nutzte er jede Gelegenheit, das begonnene Werk zu stören.
Überliefert ist folgende Begebenheit: Anna, die Gattin Gotthards von Esch, befiel eine schwere Krankheit. Sie beauftragte ihren Kaplan Nikolaus, für ihre Genesung eine Messe in dem ungeweihten Marienhäuschen zu halten. In deren Verlauf wurde Anna nach Erhalt der Kommunion geheilt. Der Pfarrer von Piesport, Johann Ordonis, verklagte daraufhin Pater Nikolaus beim Offizialamt in Trier. Dies befand ihn für schuldig, ohne Erlaubnis zelebriert zu haben. Nikolaus blieb straffrei, jedoch setzte Ordonis durch, dass Eberhards Marienbild in die Piesporter Pfarrkirche St. Michael gebracht wurde.
Als Wilhelm von Esch, ein Grundherr, das erfuhr, ließ er Eberhard in ein Haus einschließen, in der geheimen Hoffnung, durch seine Tat die Bevölkerung gegen den Piesporter Pfarrer zu mobilisieren. In der Tat erlaubte der Trierer Bischof später, das Bild in das Marienhäuschen zurück zu bringen. Eberhard kam frei und hängte das Bild an seinen alten Platz.
Vom Marienhäuschen zur Kapelle
Durch die Zunahme der Pilger beschloss Eberhard, das Marienhäuschen durch eine Kapelle zu ersetzen. Erzbischof Jakob von Sierk gab seine Einwilligung.
1444 wurde das Marienhäuschen abgerissen und eine quadratisch angelegte Kapelle von fünf Schritt in Länge und Breite erbaut. Sie wurde nicht geweiht.
Um das Lesen einer Messe zu ermöglichen, benutzte man einen Tragealtar. Eine erneute bauliche Vergrößerung fand in den Jahren 1447-1448 statt. Man errichtete ein Gotteshaus ("ecclesia"), in den Urkunden Kapelle genannt, das 26 Schritt lang und 12 Schritt breit und innen mit zwei Altären ausgestattet war. Angefügt wurde ein zweigeschossiger Turm und in der Nähe eine Sakristei. Die 1445 errichtete Kapelle blieb bestehen, wurde aber, so vermutet man, in die Gesamtanlage einbezogen und erhielt ebenfalls einen Altar. Am 25.03.1449 weihte Erzbischof von Sierk die neue Kirche ein. Hauptpatronin wurde Maria.
Am 04.02.1451 stellte von Sierk eine Urkunde aus, welche die Belange der Kirchenfabrik von Eberhardsklausen regeln sollte.
Klostergründung durch die Windesheimer Kongregation
Nach dem Tod Eberhards stieg die Anzahl der Pilger weiter an, was eine langfristige Ordnung der seelsorglichen Verhältnisse notwendig machte. In dieser Zeit bahnte sich die Klostergründung an. Auf Kardinal Nikolaus von Kues dürfte es zurückzuführen sein, dass man in Eberhardsklausen ein Kloster der Windesheimer Kongregation begründete. Erzbischof Jakob von Sierk setzte sich dafür ein, dass 1456 die ersten Augustiner Chorherren aus den Klöstern Niederwerth bei Koblenz und Bödekken in Westfalen in Eberhardsklausen angesiedelt wurden. Ihnen folgten weitere aus den Niederlanden.
1459 übertrug der Erzbischof die Kirche mit all ihren Rechten und Gütern den Kanonikern dieser Kongregation und unterstellte sie der Kirchenaufsicht des Generalkapitels.
1461 wurde das neu erbaute Kloster in den Windesheimer Klosterverband aufgenommen. Von nun an wirkten in Eberhardsklausen viereinhalb Jahrhunderte lang die Augustiner Chorherren der Windesheimer Kongregation. Im 15. Jahrhundert ging von ihnen eine Erneuerung des kirchlichen und religiösen Lebens aus. Die klösterlich- asketische Lebensweise stand in ihrer Blüte. Im 16. Jahrhundert errang Eberhardsklausen eine hervorragende Stellung. Die Ordensgeistlichen wurden reformerisch tätig. Zu nennen sind beispielsweise St. Agneten in Trier, das St. Thomas Kloster in Andernach, das St. Nikolaus Hospital in Bernkastel-Kues und viele andere. Aufgrund umfangreicher Opfergaben konnte das Kloster seinen Landbesitz erweitern. Hierbei handelte es sich vorwiegend um Weinberge an der Mittelmosel. Im 18. Jahrhundert besaß das Kloster ca. 350.000 Weinstöcke. 1802 wurde der Konvent aufgrund der Besetzung durch die Franzosen aufgelöst. Die Klosterkirche wurde zur Pfarrkirche. 1927 wurde die Pfarrei zum Sitz eines Dekanates erhoben. Entscheidend für die Entstehung des Ortes war die aufblühende Wallfahrt. Nach mehrfachen Behinderungen der Pilgerzüge in der Franzosenzeit um 1800, in der Zeit des Kulturkampfes und des Nationalsozialismus, wurde die Wallfahrt nach dem 2. Weltkrieg wieder aufgenommen. Seit 1950 besuchen jährlich rund 120.000 Pilger und ca. 700 organisierte Wallfahrtsgruppen unseren Wallfahrtsort.
Gründung eines neuen Klosters im August 2008
Am 15. August 2008 wurde in Klausen der Dominikanerkonvent „St. Katharina von Siena", ein kleines Kloster, neu gegründet. Die Dominikaner möchten mit ihrer Präsenz die Wallfahrt unterstützen und Klausen als spirituelles Zentrum stärken.
Klausen ist heute der größte Wallfahrtsort im Bistum Trier. Die Wallfahrtszeit beginnt im Marienmonat Mai und endet im Oktober.